Burnout – eine Definition

def burnout2 copyEs gibt natürlich unzählige Definitionen von Burnout, wie die folgende Beschreibung von H. Freudenberger. Einschränkend muss erwähnt werden, dass sich die ersten Definitionen zu Burnout auf Menschen bezogen, die mit „Klienten“ arbeiten.

„bei Burnout versiegt alle Energie, und man hat das Gefühl, man würde von den
Problemen anderer überwältigt“

Inzwischen gibt es Untersuchungen zu Burnout für Personengruppen aus mehr als 60 Berufs- und Personengruppen. Eine gute Übersicht über die theoretischen Grundlagen von „Burnout“ bietet Burisch,M. (2014), auf den ich mich  beziehe. Hier fand ich auch eine Definition, die Matthias Burisch aus dem Niederländischen übersetzt hat. Sie ist im Original auf  bind (Burnout Institut Norddeutschland)  nachzulesen. Die Definition von Burnout ist hier eine Unterkategorie von Überlastung bzw Fehlbelastung.

Definition von Fehlbelastung:

Um von Fehlbelastung sprechen zu können, müssen alle  4 der folgenden Kriterien erfüllt sein.

1. Es liegen mindestens  drei der folgenden Beschwerden vor:

• Müdigkeit
• Gestörter oder unruhiger Schlaf
• Reizbarkeit
• Druck und Unsicherheit nicht gewachsen sein
• Emotionale Labilität
• Grübeleien
• Gefühl von Gehetztheit
• Konzentrationsprobleme und/ oder Vergesslichkeit

Beispiel: jemand schildert folgende Symptom:  Schlafstörungen, Grübeleien und ein Gefühl von Gehetztheit

Wichtig: Diese Symptome alleine machen noch kein Burnout! Diese Symptomatik tritt auch bei anderen Störungen z.B. Depression auf. Deshalb müssen auch noch die anderen Kriterien erfüllt sein

2. Gefühle von Kontrollverlust und/oder Hilflosigkeit: Das ist der Fall, wenn es einem nicht (mehr) gelingt, Stress bzw stressauslösende Reize im Alltag zu bewältigen. Oder der Betroffene  weiß nicht mehr, wie er damit umgehen könnte, er verfügt also über keine geeignete  Stressregulation. Das kann dazu führen, dass   die Betroffenen  das Gefühl entwickeln, die Dinge nicht mehr im Griff zu haben.

Beispiele:
a. ein Sachbearbeiter betreut mehrere geplante und ungeplante Terminprojekte, daneben muss er noch sein Tagesgeschäft erledigen. Dann fällt  einer seiner Projektleiter aus. Seine Überstunden häufen sich an. Trotzdem gewinnt er zunehmend das Gefühl, seine Aufgaben nicht mehr bewältigen zu können. Sein Vorgestzter sieht zwar die Problematik, kann aber aus Kostengründen nicht für Entlastung sorgen….

b. eine verheiratete Lehrerin mit 2 Kindern, versucht Arbeit, Kinder, Haushalt und Partnerschaft unter einen Hut zu bekommen, da bekommt ihr Vater einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt. Sie nimmt ihn vorübergehend bei sich auf, bis sich eine andere Lösung gefunden hat. Allerdings entpuppt sich diese Lösung als Dauerzustand. …..Zeit für sich selbst bleibt ihr keine mehr und sie bekommt das Gefühl, ihre Aufgabe nicht mehr richtig bewältigen zu können, sieht aber keinen Ausweg, fühlt sich ausgeliefert…

3. Es bestehen deutliche Einschränkungen im beruflichen oder sozialen Funktionieren.
Den Betroffenen unterlaufen z.B. zunehmend Fehler in der Arbeit, vergessen Termine, werden ihren Aufgabe zunehmend weniger gerecht. Das Privatleben oder die Beziehung leidet unter der Gereiztheit oder fällt der Erschöpfung zum Opfer.

4. (Spannungs-) Beschwerden, Kontrollverlust und Funktionsstörungen können natürlich auch Ursache anderer psychischer Erkrankungen bzw Störungen sein.  Deshalb sollten sie für eine Burnoutdiagnose nicht ausschließlich die Folge einer psychiatrischen Erkrankung sein. Bei Vorliegen einer Depression  können die Symptome auch auf diese Krankheit zurückzuführen sein und nicht unbedingt auf ein Burnout. Allerdings kann eine psychiatrische Erkrankung selbst zu einer Belastungsquelle werden.

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Zusammengefasst handelt es sich beim Burnout demnach um eine Folge von Belastungen unabhängig davon, woher diese kommen. Als Folge erfolgloser Stressbewältigungsversuche werden Reaktionen wie Kontrollverlust und Hilflosigkeit genannt. Diese führen in der Folge zu deutlichen Funktionseinbußen. Außerdem muss sich das das Ganze bereits über einen Zeitraum von 6 Monaten erstrecken.

Ausführlicher wird diese Definition in Burisch,M. (2014, S.18-20) erläutert

Anmerkungen:

Nach meiner Meinung ist diese Definition sehr praktikabel. Außerdem muss Burnout nicht unbedingt in einem beruflichen Kontext entstanden sein!
Zu diskutieren wäre allerdings, ob die Fehlbelastung ausschließlich durch negativen Stress (Distress) zustande kommen kann. Nach meiner Einschätzung kann auch positiver Stress (Stichwort „Freizeitstress“), der aber ggf. Regeneration verhindert, seinen Beitrag zum Burnout leisten.

Literatur zu Burnout:
Burisch M. (2014). Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Springer Verlag Berlin, Heidelberg

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