Entscheidungen treffen: innere Entscheidungsträger

dali copyEine Entscheidung steht an: wenn sie uns wichtig ist, sammeln wir alle verfügbaren Information, holen evtl. noch fehlende ein. Wir befragen Freunde, Partner oder andere wichtige Personen, wägen ab und wissen dann im besten Fallen, was die richtige Entscheidung ist oder wäre. Manchmal werden zusätzlich Pro- Contra Listen erstellt. Was spricht gegen einen Jobwechsel, wenn…. was spricht dafür ?  Man kann lang- und kurzfristige Auswirkungen berücksichtigen. Und, wenn man will, kann man die Argumente auch noch gewichten……
So, irgendwann gibt’s nichts mehr zu sortieren, gewichten und bedenken, die Entscheidung stünde an. In den meisten ernsthaften Pro- und Contralisten finden sich meistens mehr Argumente dafür das Rauchen aufzuhören, gesünder zu essen, mehr Sport zu treiben…….. also eine klare Sache!

Und dann passiert NICHTS!
Zumindest vorerst, -oft ist gerade der falsche Zeitpunkt, man hat zu viel Stress…….
Das ist immerhin auch eine Art von Entscheidung.
Was ist passiert? Irgendetwas in uns hat die wichtige Entscheidung einfach eingestampft, auf die lange Bank geschoben, vergessen…..und das vor allem dann, wenn uns die Entscheidung und die Konsequenzen daraus irgendwie unangenehm sind, wir sie nicht mögen. Wenn diese Instanz das Ergebnis unsrere Pro-Contraliste mag, dann gibt es kein Halten mehr, dann geht die Entscheidung und die Umsetzung schnell, auch wenn gerade nicht die richtige Zeit ist…
Maja Storch, die das Züricher Ressourcenmodell (ZRM) entwickelt hat, bezeichnet in ihrem anschaulichen Buch Machen Sie doch, was Sie wollen (2012)  diese Instanz mit der Metapher „Strudelwurm“. Und der Strudelwurm will vor allem eines: er wills bequem und angenehm! Für eine Prüfung lernen, Rechnungen öffnen, Buchführung erledigen und gesund ernähren—die innere Wurminstanz reagiert da eher mit einem „ach nö, nicht jetzt“ Gefühl.
Maja Storch beschreibt in ihrem Buch die 2 wesentlichen Entscheidungsträger den Verstand und eben den Strudelwurm sowie einige wesentlichen Unterschiede:

                                                                     Verstand                                    Strudelwurm

Arbeitstempo                                          langsam                                                 schnell

Kommunikations-                                 Sprache                                        körperl. Empfinden
mittel                                               (präzise Argumente)                                 diffuse Gefühle

Bewertungs-                                         richtig/falsch                                           mag ich/
kategorie                                                                                                                 mag ich nicht

 

Wie man sieht, arbeiten beide Entscheidungsträger ziemlich unterschiedlich: der Wurm arbeitet erheblich schneller. Sammelt der Verstand eine lange Liste mit schlagkräftigen  Argumenten kanns passieren, dass der Wurm mehr oder weniger deutlich spüren lässt, dass er das nicht mag, das sogenannte grmpfl- Gefühl (Storch, M. S. 12), das man dann nicht in richtige Worte packen kann.
Manche Menschen neigen eher dazu, ihre Entscheidungen nach dem Wurmgefühl zu richten, was dann mittel- und langfristig eher unangenehme Folgen haben kann. Andere nehmen ihren Wurm dagegen hart an die Leine und dann wird gelernt und immer neue Arbeitsprojekte übernommen und trainiert und….. Maja Storch nennt das “ Wurm würgen„. Wer jedoch den Wurm die meiste Zeit im Würgegriff hat lebt gefährlich. „Forschungeergebnisse zeigen, dass  Depressionen, Zwangserkrankunegn, Burn-out und Essstörungen mit einem zu hohen Maß an Selbstkontrolle einhergehen“ (Storch, 2012, S. 35).
Wichtig wäre es also, den Wurm ins Boot zu holen und eine gute Zusammenarbeit zwischen Wurm und Verstand aufzubauen. Sozusagen eine Art innere Kommunikationstraining! Der Verstand ist gefordert, nicht nur Argumente zu sammeln, sondern auch rauszubekommen , was der Wurm will und mit ihm zu verhandeln und ggf Kompromisse zu finden.

 PS: Faustregel für Zufriedenheit:  2/3 freier Wurm und 1/3 gewürgter Wurm

Quelle:

Storch, Maja (2012). Machen Sie doch, was Sie wollen. Wie ein Strudelwurm den
Weg zu Zufriedenheit und Freiheit zeigt. Verlag Hans Huber. Bern

Weiterführende Literatur:

Storch M. & Krause F. (2011). Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Verlag
Hans Huber. Bern.

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