Das gute Leben – Das Gute leben ? part 1

look in whiteSeit Tagen will ich einen Beitrag über „das gute Leben“ schreiben. Aber das erweist sich schwieriger als gedacht. Recherchen zu diesem Thema sind nur teilweise hilfreich.
Das Ziel des menschlichen Lebens sei das gute Leben – also das Glück, heißt es. Und bereits hier beginne ich zu stolpern: Ist Glück und ein gutes Leben identisch? Ich kann mich an manche unglückliche Momente und Phasen in meinem Leben erinnern, die sich im Nachhinein als sinnvoll im Sinne eines guten Lebens erwiesen haben. Als ich jedoch mitten drin steckte, war ich weit davon entfernt, mein Leben als gut zu empfinden. Oder wer war noch nie glücklich verliebt und hat vielleicht im Nachhinein bitter dafür bezahlt…?
Obwohl ich noch sehr daran zweifle, dass Glück und gutes Leben identisch sind, hat die sogenannte Glücksforschung doch einige interessante Faktoren herausgefunden: so z.B. dass Geld keineswegs die Hauptrolle für Glück spielt. Sofern die materielle Existenzgrundlage gesichert ist, steigert mehr Geld kaum noch die Zufriedenheit bzw. das Glück. Karl- Heinz Ruckriegel, Professor für Volkswirtschaftslehre und Glücksforscher, stellt fest, dass gelingende und liebevolle Beziehungen in der Familie, mit Freunden und unter Kollegen einen wesentlichen Beitrag zu persönlichem Glücksempfinden leisten. Auch Gesundheit, Engagement und befriedigende Tätigkeiten, sowie Freiheit und Selbstbestimmung seien Grundvoraussetzungen. Ich möchte die Bedeutung dieser Werte nicht bestreiten  – immerhin legt das auch der World Happiness Report 2013 (http://unsdsn.org/resources/publications/world-happiness-report-2013/ ) nahe. Eine Herausforderung an die Gesellschaft und an die Politik – national und in Zeiten der Globalisierung auch international! Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob das Vorhandensein von Freiheit und Selbstbestimmung Menschen grundsätzlich glücklicher macht oder gar zu einem guten Leben führt. Warum liegt Deutschland in diesem Report dann auf Platz 26 ? Meine Schlussfolgerung: Das Vorhandensein dieser Werte kann nur Voraussetzungen schaffen!

Zurück zum Glück und dem guten Leben!

Die Herkunft des seit dem 12 Jahrhunderts bezeugten Wortes „ Glück“ liegt – wie passend – im Dunklen. Im Mittelhochdeutschen bedeutete das Wort „gelücke“ u.a. Geschick, Schicksals-(macht), Zufall. Im Laufe der Jahrhunderte konnte mensch durchaus „seines Glückes Schmied“ werden. Aber ob daraus ein gutes Leben werden würde, steht nirgends. Interessant finde ich in dieser Hinsicht eine Passage in dem Artikel von Hartmut Rosa auf Zeitonline. (http://www.zeit.de/2013/25/philosophie-gutes-leben), in dem er von seiner Großmutter berichtet, die auf dem Sterbebett gefragt wurde, was sie anders machen würde, wenn sie noch einmal leben könnte. Ihre Antwort: Nicht viel. Aber sie hätte nicht mehr soviel Angst! Und Hartmut Rosa fügt hinzu, „ sich weniger gesorgt und mehr um die Freunde gekümmert zu haben ist ein Wunsch, den viele Menschen rückblickend für ihr Leben haben“ . Was ist das für eine Angst, die Menschen dazu bringt, sich untreu zu werden, befriedigende Beziehungen zu vernachlässigen, zuviel zu arbeiten………?
Hartmut Rosa kommt abschließend zu der Vermutung, „dass Wettbewerb und Beschleunigung, systematisch Angst erzeugen, Angst davor abgehängt zu werden, nicht mehr mithalten zu können, oder aber: Immer schneller laufen und mehr leisten zu müssen, nur um den Platz in der Welt zu halten.“
Für mich stellt sich die Frage, was ist zu tun, um weniger Angst haben zu müssen.
Bonnie Ware beschreibt in ihrem Buch unter anderem , dass die meisten Sterbenden bedauern, nicht den Mut gehabt zu haben, weniger zu arbeiten und mehr Zeit für Freunde und Familie aufgebracht zu haben. (http://www.seins-weise.de/120/was-zaehlt-am-ende-wirklich-zaehlt/#more-120)

Was ist das Gute, das es zu leben gilt?

Mein (Zwischen-)Fazit:  6 Thesen für ein gutes Leben

1. Ein gutes Leben resultiert nur bedingt aus materiellem Wohlstand (Haben)
2. Glück kann man schmieden, aber trotzdem kommt und geht es….
3. Für ein gutes Leben ist notwendig :

  • Sinnhaftigkeit
  • Freiräume für sich selbst und andere
  • Zeit und Aufmerksamkeit für Familie und Freunde, Kollegen, Nachbarn….-
  • Gut zu sich und anderen sein

4. Ein gutes Leben erfordert Mut!

  • Mut zum (selbst-) kritischen Innehalten! (Bin ich mir noch treu?)
  • Mut seine mentalen Infrastrukturen zu hinterfragen
  • Mut sich dem „Wachstumsparadigma“ (Wettbewerb und Beschleunigung)
    und den Erwartungen anderer auch mal zu widersetzen.

5. Ein gutes Leben kann mensch nicht haben, ein gutes Leben kann mensch führen.
Aristoteles in seiner Nikomachschen Ethik spricht von einer fortwährenden Tätigkeit,
einer Tätigkeit der Seele!

6. Und zu guter letzt: Ein gutes Leben schließt auch die anderen mit ein. Die
wenigsten können alleine ein   gutes Leben führen, weshalb bereits Aristoteles die Frage
nach dem guten Leben in der Ethik angesiedelt hat……

 

 

Litertur und Links:

Rosa, Hartmut (2013):  http://www.zeit.de/2013/25/philosophie-gutes-leben

http://www.geistundgegenwart.de/2013/03/das-gute-leben.html

Ware, Bronnie (2013). 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. München

 

Andere Beiträge zu dem Thema:

http://www.seins-weise.de/120/was-zaehlt-am-ende-wirklich-zaehlt/#more-120

 

 

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