Von der rasenden und der schleichenden Zeit

Uhrwerk copyIn einer Zeit, des notorischen Zeitmangels ist es fast unabdingbar sich einem Zeitmanagement zu unterwerfen.  Nur stellt sich dann die Frage, was wir uns unter Zeit so vorstellen. Etwas, das man managen kann? Wo haben wir die Zeit, die wir managen wollen. Wir sprechen über die Zeit, als sei sie ein Gegenstand. Wir können Zeit nicht nur haben und verlieren, sondern auch finden oder sogar gewinnen.

Uhr-Zeit
Wir sind es gewohnt, die Zeit mit der Taktung durch die Uhr gleichzusetzen. Die Uhr taktet unser Leben in Sekunden, Minuten und Stunden, der Sonnenkalender in Tage, Monate und Jahre – dieses Zeitmodell hat sich für das gesellschaftliche Leben bewährt. Ansonsten wären zeitliche Absprachen kaum möglich! Aber es ist eben nur ein Modell wie andere Modelle in vergangenen oder anderen Kulturen zeigen. Die Uhr erzeugt nicht unsere Zeit und sie ist nicht unsere Zeit! Das zeigen auch Sätze wie „ die Zeit rast“ oder „die Zeit schleicht“ – wäre die getaktete Uhr- Zeit die objektiv richtige Zeit, könnte sie nicht schleichen oder rasen. Sie wäre immer gleich!
Auch Begriffe wie Abend oder Morgen sind nichts Festgelegtes: manche stehen mit den Hühnern auf bzw. gehen mit den Hühnern ins Bett. Diese wiederum stehen nicht nach dem Wecker um 6.30 Uhr auf, sondern wenn es hell wird und das ändert sich im Jahresverlauf ständig…! Vorausgesetzt sie leben in einem natürlichen Umfeld.
Fazit: die objektive Zeit gibt es nicht!

Wie kann die Zeit demnach rasen oder schleichen?
„…die Zeit >macht< natürlich gar nichts. Es sind unsere Wahrnehmungen und unsere innere Erwartungshaltung, die über Schnelligkeit oder Langsamkeit von Veränderungen gegenüber dem starren Takt der Uhr entscheiden“ (Klein, O.K., S. 109).
Wenn ich viel tue, vergeht die „Zeit“ schnell, wenn ich auf meinen Liebsten warte, der sich verspätet, dann „zieht sich die Zeit endlos“…
„Das Erleben richtet sich nicht nach der Uhr! Die Zeit verhält sich letztendlich genauso, wie man sie sich vorstellt und mit ihr umgeht.“ (Klein,O.K. S. 109)

Zeit ist Leben
Leben wir mehr oder besser, wenn wir möglichst viel in definierte Zeiträume hineinpacken? Wenn wir Zeit sparen – für was sparen wir? Meistens machen wir in dieser gesparten Zeit halt etwas anderes oder zusätzlich etwas! Mit welchem Ziel ? Und mit welchem Sinn?
Ich habe gute Freunde – selbst bin ich auch nicht davor gefeit, mit denen ich immer mal wieder in die Berge gehe, die versuchen immer wieder ihre (eigenen) Zeiten bis zum Gipfel zu unterbieten und freuen sich, wenn sie wieder 5 Minuten schneller waren als….- welches Ziel verfolgen sie mit diesem „schneller als…“ – dabei rennen wir sowieso schon die ganze Woche von einem Termin zum nächsten. Wieso lassen wir uns auch am Wochenende von der Uhr-Zeit jagen?
Aber meist haben wir keine Zeit den Sinn unseres Tuns zu hinterfragen – und können deshalb auch nicht zur Besinnung kommen – —

Literatur auf die ich mich beziehe (empfehlenswert zum Weiterlesen):
Klein, O.K. (2010). Zeit als Lebenskunst. Verlag Klaus Wagenbach

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