Burnout: „zu viel Stress“ oder “ aus dem Gleichgewicht“ ?

klettern seil dunkel copy„ Wenn Du meinst, Du kannst nicht mehr, hast Du immer noch 20 % Deines Leistungsvermögens nicht abgeschöpft. Du musst Dich nur überwinden!“ Botschaft unseres Volleyballtrainers/ Jugend B in den 70ger Jahren. Bald darauf verloren wir tragisch mit unserer Mannschaft das Finale der deutschen Meisterschaft und wurden nur Vizemeister, eine Schmach!
Wir trainierten weiter, hatten Erfolg, waren topfit und fuhren Ski, kletterten, liefen auf Berge, machten nebenbei unser Abitur, gingen ins Theater und in Museen…. und fühlten uns großartig. Eine richtig gute Zeit!
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Mit 20 Jahren kannte ich keine Grenzen, zumindest keine energetischen. Ich konnte die ganze Nacht weggehen und am Morgen pünktlich um 7 Uhr an meinem Arbeitsplatz erscheinen….Später bekam ich 2 Kinder, studierte, unterstützte meinen Mann in seiner Schreinerei, pflegte meine Freundschaften, jobbte in einer Kneipe, baute im Garten das eigene Gemüse an…. Manchmal hatten wir zu wenig Geld- ich kann mich nicht erinnern, dass mich das sehr aufregte. Ich hatte das Gefühl, dass ich das alles schon meistern würde. Das mit dem Sport kam ein wenig zu kurz, ansonsten war auch das eine gute Zeit!
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Auch später war das eine gute Zeit: ich war inzwischen alleinerziehende Mutter, arbeitete als Psychologin in einer psychiatrischen Klinik mit den üblichen Überstunden und versuchte meinen Kindern den Vater zu ersetzen ,was natürlich zum Scheitern verurteilt war, was ich zwar wusste, aber nicht akzeptieren konnte. Um früher zu den Kindern heimzukommen, arbeitete ich mittags durch. Abends genoss ich das gemeinsame „heilige“ Abendessen mit den Kindern, das bisschen Haushalt erledigte ich schnell am Morgen, bevor wir das Haus verliesen oder am Abend, wenn die Kinder im Bett waren. Am Wochenende unternahmen wir gemeinsam etwas. Für Freunde blieb keine Zeit mehr, meinen damaligen Partner versuchte ich irgendwie dazwischen unterzubringen. Allerdings hatte ich begonnen regelmäßig zu laufen, weil ich bei einer Skitour mit meiner Schwester nach der Hälfte schlapp gemacht hatte. Ich war das erste mal massiv mit meiner Leistungsgrenze konfrontiert worden. Das nagte an mir! Inzwischen war ich 40…..
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Später, als die Kinder ausgezogen waren, dachte ich – wie geplant – wieder durchstarten zu können: wieder mehr in die Berge, mehr Sport, Freundschaften pflegen, ins Theater gehen…..
Nach der Arbeit, die ich liebte, war ich oft so erschöpft, dass ich nur noch meine Ruhe wollte. Ich begann mir wegen allem möglichen Sorgen zu machen, nachts, wenn ich wieder einmal um den Schlaf kämpfte, überfielen mich plötzlich Angstattacken……..Dafür stopfte ich das Wochenende mit Unternehmungen voll. —– und dann kamen die Schlafstörungen, Herzrasen, Magenschmerzen… und die Erschöpfung wurde immer stärker. Ich konnte mich übers Wochenende kaum regenerieren. Irgend etwas war aus dem Gleichgewicht geraten. ….
Plötzlich bekamen Begriffe „ Burnout, Life- Balance, Lebenszeit, Regeneration…“ Bedeutung für mich!
Aber akzeptieren, dass auch ich an Grenzen geraten konnte, dass mein Leben begrenzt ist, damit tat ich mich schwer.
Ich war 50 und begann darüber nachzudenken, um was es mir wirklich im Leben geht !
-und wie ich wieder ins Gleichgewicht kommen könnte-

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