Lust an Neuem: Mit dem Fremden in Beziehung treten…

schlangen copyJa, es fühlt sich eigentümlich an, irgendwie fremd, wenn ich eine voll verschleierte Frau in unserer Stadt antreffe. Das ist mir fremd! Hier fällt es besonders auf: „das Fremde hebt sich ab gegen das Bekannte, gegen das Bewusste, gegen das, was uns schon Heimat ist“……. Das Fremde, das sind nicht nur die Flüchtlinge. „Das Fremde ist überall, und es geht uns in beunruhigender Weise immer etwas an. (Kast, V. 2012, S.76).
Das offensichtlich Fremde betrachten wir am Liebsten aus der Ferne….. –dann ist es auch faszinierend. Aber nicht nur „ die Ausländer“ können fremd sein, auch „Einheimische“, die anders sind, ein Leben führen, das uns fremd ist und letztendlich gibt es auch in uns selbst Seiten, Verhaltensweisen, die uns fremd sind.

Immer wieder überlege ich mir, wie sich ein sogenannter „Flüchtling“, ein Mensch, der aus Angst vor Folter, Verfolgung oder Tod seine Heimat verlassen hat und dann hier in der Sicherheit einer Flüchtlingsunterkunft angekommen ist, fühlt? Vielleicht mit grauenhaften Bildern im Kopf!
Dann, wenn das Fliehen an sich (vorerst) zu Ende ist und das Warten beginnt- das Warten auf das „Bleiben-dürfen, aber vor allem auf eine ungewisse Rückkehr ins Vertraute, in die Heimat….—und alles ist ungewohnt, fremd hier!
Was bietet uns Menschen in der Fremde, wenn wir unsere Basis, das Vertraute verloren haben, Sicherheit? Die Sicherheit, die jeder von uns braucht, um sich gesund (weiter-) entwickeln zu können. Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, haben ihr Haus, ihren Beruf, ihre sozialen Bezüge, oft sogar ihre Familien verloren…. Die Identität wird brüchig! Und das löst immer auch Angst aus. Ich frage mich oft, was ihnen hier wohl Halt gibt! Hier bei uns in der Fremde?
Sicher alles, was vertraut ist, die eigene Sprache, das vertraute Essen, die gewohnte Kleidung und die eigene Kultur, zu der auch die Religion gehört, alles, was noch von der (alten) Identität übrig geblieben ist.
Daran halten wir uns v.a. in Umbruchzeiten alle fest!

Und vielleicht genau deshalb sollten wir uns und „den Flüchtlingen“ das Gefühl von Fremdheit zugestehen. Aber wir könnten uns auch die Freiheit nehmen und mit dem Fremden in Beziehung treten. Sicher, „das Fremde löst in uns immer Angst und Faszination aus—-„ (Kast, V. 2012, S. 76)
Angst, weil es passieren kann, dass wir uns auch verändern! Aber da Leben und Sein ohne Werden und sich Verändern nicht möglich ist, lässt sich das wohl kaum verhindern!
Und Faszination, weil uns doch all das neugierig macht, uns anzieht, was jenseits des Gartenzauns ist, was unbekannt ist.

Und das ist jedenfalls besser als aus Angst vor dem Fremden in Unfreiheit zu verharren und innerlich zu erstarren.

Das Buch, das mich inspiriert hat:
Kast, V. (2012). Lass Dich nicht leben – lebe. Die eigenen Ressourcen schöpferisch nutzen. Herder Verlag. Freiburg

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