Entscheidungen in einer ungewissen Welt

tusche1a copyWie rational oder irrational treffen wir unsere Entscheidungen? Können Sie sich noch an den 11. September 2001 erinnern? An diesen tragischen Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon. Als Reaktion auf dies Katastrophe  wurden enorme Anstrengungen unternommen, um weitere derartige terroristische Anschläge durch Al- Kaida zu verhindern, angefangen von Justizreformen , technische Maßnahmen, Datensammlungen im In- und Ausland……
Allerdings wurde eines vernachlässigt, wie Gerd Gigerenzer (in: Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft) darstellt: der riskokompetente Mensch!

Ausgehend von der Tatsache, dass viele Amerikaner nach dem Anschlag nicht mehr flogen, fragte sich G. Gigerenzer, ob sie stattdessen zu Hause blieben oder ins Auto umstiegen. Er konnte nachweisen, dass die  individuell zurückgelegten Kilometer auf den Interstate Highways beträchtlich zunahmen, was enorme Konsequenzen hatte.

„In jedem der 12 Monate nach dem 11. September 2011 lag die Zahl der tödlichen Unfälle deutlich über dem Durchschnitt…. Alles in allem sind etwa 1600 Amerikaner infolge ihrer Entscheidung, die Risken des Fliegens zu vermeiden, auf der Strasse umgekommen“ (Gigerenzer, S. 21ff) und: die Todesrate war 6mal so hoch wie die Gesamtzahl der Passagiere, die bei den Todesflügen starben!

Gigerenzer zieht das Fazit: Terroristen schlagen 2x zu, zuerst mit physischer Gewalt und dann mithilfe der Gehirne, nur blieb der 2. Schlag fast unbemerkt. Dabei haben  alleine die materiellen Folgen des Anschlags  Amerika ungefähr 500 Mrd Dollar gekostet.

Gigerenzer begründet diese Reaktion auf sogenannte Schockrisiken (Dread Risks) mit einer unbewußten Faustregel, einer psychologischen Regel unseres Gehirns.

“ Wenn viele Menschen gleichzeitig sterben, reagiere mit Furcht und vermeide die Situation“
Wenn dagegen genauso viele oder mehr Menschen über einen längeren Zeitraum verteilt sterben z.B. im Strassenverkehr) bleiben wir gelassen.

Wie reagieren wir nun auf die Anschläge in Paris ?
Unsere Sicherheit ist bedroht! Reflexartig werden Vorratsdatenspeicherung gefordert, von ganzen Bevölkerungsgruppen werden der Islam an sich oder die Flüchtlinge als Bedrohung identifiziert….teilweise wider alle sachlichen Grundlagen. Und der Preis dafür ist hoch: für die Illusion einer vermeintlichen Sicherheit geben wir unsere Autonomie und Freiheit auf! Lieber lassen wir uns rund um die Uhr überwachen……..
Gigerenzer stellt fest:

Wer ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat, neigt zu Stereotypen und zeigt eine geringe Tendenz, sich an Informationen zu erinnern, die seinen Stereotypen widersprechen.  Dabei ist Sicherheit ist eine Illusion!

Wir können unsere Leben so gut planen wie wir wollen, es bleibt immer ein Restrisko: unsere Geldanlagen fallen der Bankenpleite zum Opfer, unser Partner verlässt uns, wir erkranken trotz gesunder Lebensführung……..Was uns fehlt: ein vernünftiger Umgang mit dem unbekannten Risiko! Denn eines ist sicher, wir können unser Leben nicht risikofrei machen!
Wir müssen vermehrt darauf achten, mit Ungewissheit (unbekannten Risiken)  zu leben und in unsere Entscheidungen einzubeziehen!

Und was brauchen wir dafür als Voraussetzungen?

  • Akzeptieren, dass es eine absolute Sicherheit nicht gibt !
  • Damit verbunden ist auch die Akzeptanz, dass es v.a. in komplexen Prozessen Fehler und ungewisse Risiken gibt
  • – dass ein positiver Umgang mit Ungewissheit, mit möglichen Fehlern und Risiken im persönlichen Leben, in der Familie, in Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft verantwortungsbewußte Entscheidungen erst ermöglichen kann.
  • Die Bereitschaft, die Verantwortung nicht alleine auf die Politik und (sogenannte ) Fachleute zu übertragen.
  • Eigene Überzeugungen /Haltungen immer wieder zu hinterfragen und:
  • Informationen einzuholen bzw wahrzunehmen, auch wenn diese der eigenen Einstellung widersprechen

Empfehlen kann ich dazu das Buch von:

Gigerenzer Gerd (2013). Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft. C.
Bertelsmann Verlag. München

aus dem ich mich in dem Beitrag auch beziehe und zitiere.

 

 

 

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